Rennsteig/Thüringen

Das weiße R, auch "Mareile" nach der Wirtstochter des Waldhauses Weidmannsheil in der Gemarkung Ludwigsstadt benannt, ist das bekannte Markenzeichen des legendären Höhenwanderweges, der nachweislich im Jahre 1330 das erste Mal in einer Urkunde erwähnt wurde.

Für weiterführende Informationen besuchen Sie bitte auch meine Seite:

www.rennsteig-rueger.de

Victor von Scheffel - Der Rennsteig (1863)

(1)
Das war ein Ritt – lass dir von ihm berichten –
ein Ritt auf wilder, moosverstrüppter Bahn:
Es galt des Forstmanns friedlich heitern Pflichten,
und Heldentaten wurden nicht getan.
Doch wem der Heimat reine Lüfte teuer,
wer grüne Farbe über alles hält,
der fragt nicht viel nach Kampf mit Ungeheuer,
nach Lorbeerkronen welscher Fabelwelt.

Vergnügt, wenn ihm sein täglich Brot bescheret
und jener Harzduft, der die Seele nähret.

(2)
Wir trabten aus – getreue Waldespfleger,
die Henneberger, die des Abts von Fuld,
und andre mehr, bestand’ne Meisterjäger,
wie sie berief verschiedner Landherrn Huld.
Auf Bergesscheiteln läuft ein alt Geleise,
oft ganz bedeckt von Farnkrautüberschwang;
- schickt sich der Storch zum siebtenmal zur Reise,
so neut sich dort des Nachbarn Grenzbegang:

In Forst und Jagd gilt’s, Zweiungen zu einen
und neu die Mark zu zeichnen und zu steinen.

(3)
Kein steinern Pflaster, drauf die Römer zogen,
wie es mein Aug’ im Heil’gen Land erschaut,
mit Meilenzeigern, Wasserleitungsbogen,
mit Grabdenkmalen, Brücken reich umbaut. –
Ein deutscher Bergpfad ist’s! Die Städte flieht er
und keucht zum Kamm des Waldgebirgs hinauf,
durch Laubgehölz und Tannendunkel zieht er
und birgt im Dickicht seinen scheuen Lauf.

Das Eichhorn kann von Ast zu Ast sich schwingen,
soweit er reicht, und nicht zu Boden springen.

(4)
Der Rennsteig ist’s: Die alte Landesscheide,
die von der Werra bis zur Saale rennt
und Recht und Sitte, Wildbann und Gejaide
der Thüringer von dem der Franken trennt.
Du sprichst mit Fug, steigst du auf jenem Raine:
Hie rechts, hie links! Hie Deutschlands Süd, dort Nord …
Wenn hier der Schnee schmilzt, strömt sein Guss zum Maine,
was dort zu Tal träuft, rinnt zur Elbe fort.

Doch auch das Leben weiß den Pfad zu finden,
was Menschen trennt, das muss sie auch verbinden.

(5)
Verscholl’ner Völker dunkle Wanderungen,
Kampf um den Landhag … Überfall und Fluch …
Kriegswiese … Mordfleck … Richtstatt: manch verklungen
Geheimnis schwebt um Höhensaum und Schlucht.
Und wer zu hören weiß in frommem Lauschen,
wie herrlicher als Lied und Kunstgedicht
in stundenlangem, leisem Wipfelrauschen
des Waldes Seele mit sich selber spricht,

der muss, wenn sommerliche Lüfte wehen,
auf diesem Weg als Wandrer sich ergehen.

(6)
O Lust, die grüne Wildnis zu umkreisen!
Ich war als Obmann für den Zug gewählt
und trug den Handschuh, feierlich zu weisen,
wo sich ein Markstein findet, wo er fehlt.
Oft ritten Stunden wir und ritten Meilen
und trafen keine Hütte, keinen Herd …
Oft ließen wir die Rosse, und mit Beilen
ward dicht Gesträuch gerodet und geklärt.

Auch schreckte in der Quellschlucht Nebelfeuchten
verfaulter Stämme nächtlich Irrlichtleuchten.

(7)
Und als wir kamen ab der Hohen Leite,
dem Donnershaugk, der Zeller Loibe nah,
wie dehnte sich in unermessner Weite
blaufernem Glanz vor uns die Landschaft da!
Dann hob der Ruppberg sich, der gipfelbloße,
und des Gebrannten Steins verwitternde Haupt,
der Kleine Dolmar, kraftvoll wie der Große,
der Hermannsberg, von Buchengrün umlaubt.

Zu Füßen tief – im Nebel tauig dämmernd –
der Schönaugrund, hufschmiedend, eisenhämmernd.

(8)
Dort im Gewirr der nah’ und fernen Rücken
erkannt ich auch den hohen Stiller Stein
und sah gerührt mit heimatfreud’gen Blicken
in meiner Kindheit raues Land hinein.
Wer kennt das Strohdachdörflein in dem Tale,
durch das die Stille zur Schmalkalde fließt?
’s ist meine Hauptstadt! Leider eine kahle,
wo Hirse nur und dünner Hafer sprießt.

Bleib’ ihr als einz’ger Schatz denn unentweiht
das Glück zufriedner Abgeschiedenheit!

(9)
Und als wir kamen zum Dreiherrensteine,
briet schon am Spieß das Reh, das wir erlegt,
am Steintisch ward im traulichen Vereine
im Namen der drei Herrn des Mahls gepflegt.
Und da geschah’s, nach Brauch der Nachbarmärker,
dass jeder Gast auf eigner Hoheit saß,
und doch der Thüring und der Henneberger
mit dem von Fuld aus einer Schüssel aß.

„In strengen Rechten Nachbarschaft und Frieden!“
So ward’s durch dieses Sinnbild uns beschieden.

(10)
Viel Volks war unsrer Mahlzeit zugelaufen,
als wär’s ein heidnisch Götzen-Opferfest;
sie lagerten im Gras in bunten Haufen
und schmausten des gebrat’nen Rehbocks Rest.
Und mit dem Handschuh winkt’ ich sie zum Kreise:
“Als wär’ zur Stund ein Waldgericht gehegt,
sei jedem jetzt nach Weidmannszeugnisweise
des Tags Bedeut sein Lebtag eingeprägt!

Wir Förster schreiben ungern mit der Feder,
doch unsre Zeichenschrift versteht ein jeder!“

(11)
Die Knaben zupft ich weidlich an den Ohren,
den Mannen fuhr ich raufend durch den Bart
und sprach: „Nun merkt, als sei es frisch beschworen,
wie hier der Rennsteig frisch bestätigt ward!
Doch merket auch, dass, wie wir drei im Frieden
am gleichen Stein das gleiche Mahl verzehrt,
ihr drüben, wie wir hüben, ungeschieden
dem gleichen Volk als Brüder angehört:

Ein Deutschland nährt den Thüring, Hessen, Franken,
und echter Liebe setzt kein Markstein Schranken!“


Lokalisierung

Wir sprechen hier vom Rennsteig des Thüringer Waldes. Er wird auch "Plänckner-Rennsteig" genannt, weil ihn der Gothaer Offizier Julius von Plänckner im Jahre 1829 erstmals in dem Verlauf erwandert haben soll, der auch heute noch in den wesentlichen Punkten mit der damaligen Wanderung identisch ist. Im Jahre 1830 fertigte Plänckner eine Beschreibung des Weges an.

Julius von Plänckner, Sachsen-Coburg-Gothaer Offizier (Foto: archiv-rüger)

Der Weg, so wie ihn Plänckner beschrieben hat, erstreckt sich im Osten von der Ortschaft Blankenstein (Mitte des Flusses Selbitz) bis zur Ortschaft Hörschel im Westen von Thüringen an das Ufer der Werra von Südost nach Nordwest. Plänckner war somit Pionier der modernen Rennsteigforschung. Viele der nachfolgenden Untersuchungen basierten auf seinen Erkenntnissen.

 

 

Lage des Plänckner-Rennsteiges in Deutschland (Grafik modifiziert: archiv-rüger, 101489_Pixabay)

 

Übersichtskarte des Rennsteiges nach der Neuvermessung 2002/2003 (Grafik: archiv-rüger)

Die Höhenlage des Weges beläuft sich zwischen 196 m ü.NHN bis 973 m ü. NHN:

  • Blankenstein 415 m ü. NHN, niedrigster Punkt
  • Großer Beerberg (nicht Gipfel): 973 m ü.NHN, höchster Punkt
  • Hörschel 196 m ü. NHN, niedrigster Punkt

 

Wegelänge

Die zunächst ermittelte Wegelänge betrug 168,3 km. Nach einer offiziellen Neuvermessung des Weges in den Jahren 2002 und 2003 durch Mitarbeiter des damaligen Thüringer Landesvermessungsamtes (Katasteramt Neuhaus am Rennweg) und MItgliedern des Thüringer Rennsteigvereins e.V. beträgt die aktuelle Länge nunmehr 169 km, 293 m und 77 cm, oder 169,3 km. Die Längenänderung resultiert aus der Urbanisierung der Rennsteigregion. Durch die Entwicklung der Anliegergemeinden und den Bau von Verkehrswegen machten sich Umverlegungen des Weges erforderlich, so dass daraus die neue Länge resultierte.

Bilder von der Rennsteigvermessung, oben: am Rollkopf bei Neuhaus am Rennweg, Grenzstein 82, unten: der letzte Messpunkt, damals an der Treppe zur Werra in Hörschel am 22.09.2003 (Bilder: archiv-rüger)

Der Rennsteig des Thüringer- und auch des Frankenwaldes verläuft durch die beiden Bun-desländer, Bayern und Thüringen.

  • Freistaat Bayern: 14,8 Kilometer
  • Freistaat Thüringen: 154,5 Kilometer

Von der Gesamtlänge von 169,3 Kilometer verlaufen:

  • 121, 5 Kilometer auf dem Originalweg, wie ihn Julius von Plänckner bestimmt hat
  • 47,8 Kilometer auf einer veränderten Wegeführung

Nur ca. 20 km des Wegeverlaufes sind unbefestigt,  wie man es von einem Wanderweg erwartet. Der restliche Verlauf wurde in irgendeiner Art und Weise befestigt. Die Variationen reichen dabei von Hackstreu bis hin zu betonierten Abschnitten. Besonders bemerkenswert ist, dass fast der komplette Verlauf durch das Gebiet des Freistaates Bayern asphaltiert wurde, eine der wichtigsten und unschönen Gründe, warum der Fernwanderweg Rennsteig nicht die Voraussetzungen erfüllt, um die Zertifizierung als Qualitäts- oder Premium-wanderweg zu erhalten.

Ca. 80 Kilometer des Rennsteiges waren ehemalige Landes- und Ämtergrenzen zwischen den benachbarten Hoheitsgebeiten von Fürsten- und Herzogtümern.

Die Länge des zu DDR-Zeiten wanderbaren  Weges betrug 116,0 KIlometer vom Winter-sportehrenmal bei Ernstthal bis zum Vachaer Stein bei Eisenach.

Der Mittelpunkt des Rennsteiges befindet sich zwischen den Grenzsteinen 2 und 3 in Richtung Neustadt am Rennsteig nach dem Großen Dreiherrenstein. Er ist mit einer Tafel und einer Vermessungsmarke gekennzeichnet.

 

Ortschaften am Weg

Der Plänckner-Rennsteig verläuft besonders in seiner östlichen Hälfte durch zahlreiche Ortschaften oder tangiert diese.

Ortschaften, durch die der Rennsteig verläuft:

  • Blankenstein
  • Kießlich
  • Schlegel
  • Rodacherbrunn
  • Brennersgrün
  • Steinbach am Wald
  • Spechtsbrunn
  • Ernstthal
  • Neuhaus am Rennweg
  • Limbach
  • Masserberg
  • Kahlert/ Neustadt am Rennsteig
  • Allzunah
  • Clausberg
  • Hörschel

Ortschaften, die der Rennsteig tangiert:

  • Grumbach
  • Kleintettau/ Schildwiese
  • Steinheid
  • Siegmundsburg
  • Friedrichshöhe
  • Schmiedefeld am Rennsteig/Bahnhof Rennsteig
  • Oberhof
  • Rangenhof

Einzelgehöfte und Wustungen am Rennsteig:

  • Ziegelhütte
  • Waldhaus Weidmannsheil (Wustung)
  • Schildwiese/ Zollhaus
  • Kalte Küche
  • Laubeshütte (Wustung)
  • Bernhardsthal
  • Glücksthal (Wustung)
  • Habichtsbach (Wustung)
  • Eselsberg
  • Schwalbenhauptwiese
  • Großer Dreiherrenstein
  • Schmücke
  • Neue Ausspanne
  • Ebertswiese
  • Heuberghaus
  • Trockenberg
  • Kleiner Inselsberg
  • Großer Inselsberg
  • Waldschänke Großer Weißenberg
  • Glasbach (Wustung)
  • Schillerbuche
  • Auerhahn
  • Ruhlaer Häuschen (Wustung)
  • Ascherbrück
  • Hohe Sonne

 

Kurze Geschichte

Vor 1330

Der Weg existierte in Teilabschnitten bereits vor seiner Ersterwähnung im Jahre 1330. Diese Tatsache beweist die Urkunde von 1330 (folgend) selbst, da in ihr der Weg an mehreren Stellen namentlich erwähnt wurde. Deshalb gehe ich davon aus, dass der Rennsteig in der Urkunde seinen Namen nicht "verliehen" bekam, sondern zum Zeitpunkt seiner Erwähnung schon bekannt war. Eine frühere Urkunde konnte noch nicht gefunden werden.

Zahlreiche teils prähistorische Funde belegen, dass das Rennsteiggebiet bereits vor unserer Zeitrechnung  besiedelt wurde.

 

14. Jahrhundert

10. August 1330

Ersterwähnung des Rennsteiges in einer Urkunde zum Verkauf des Frankensteinischen Wildbannes. Die Benennung als "rinnestic" oder "rynnestic" erfolgte für einen Teilabschnitt des heutigen Weges im westlichen Bereich.

Urkunde aus dem Hauptstaatsarchiv Weimar  von 1330. (Urkunden Staatsarchiv. 1330 August 10.)

 

16. Jahrhundert

1513

Vermarkung der Landesgrenze zwischen den Herzögen von Sachsen und dem Bistum von Bamberg am heutigen Schönwappenweg. Es werden insgesamt 20 sogenannte Kurfürsten-steine gesetzt, von denen heute noch 3 Steine vorhanden sind. Einer davon, mit der Nummer 656, steht am Rennsteig.

Kurfürstenstein 656, sächsische Seite, vollständige Inschrift: von gotts gnade fridrich churfürst vn has gbruder herezoche zv sacssen 1513 (Bild: archiv-rüger),

Kurfürstenstein 656, Bamberger Seite, vollständige Inschrift: georg vo gotts gnade 1513 bischove zu Bamberg (Bild: archiv-rüger)

 

Vertrag zur Steinsetzung von 1513, Staatsarchiv Bamberg. Rep. A86, Lade 353. Nr.148. Seite 1 und 2 (Repro: archiv-rüger)

Protokoll zur Steinsetzung von 1513, Auszug, Staatsarchiv Bamberg. Rep. A86. Lade 352. Nr. 148. (Repro: archiv-rüger)

1535

Eine Urkunde aus dem Staatsarchiv Coburg belegt, dass der Name Rennsteig zum beginnenden 16. Jahrhundert bereits weit östlicher vom Großen Dreiherrenstein bekannt war, als bisher vermutet wurde.

Staatsarchiv Coburg: LA D 741. 1535 (Repro: archiv-rüger)

In dieser Urkunde wird der Name "Rennsteigk" für ein Gebiet genannt, das auch als "Kleine Heide" bekannt ist und sich im heutigen Neuhaus am Rennweg befindet.

 

 17. Jahrhundert

Das 17. Jahrhundert am Rennsteig war vom Dreißigjährigen Krieg und vom Leben und Wirken des Gothaer Herzogs Ernst dem Frommen geprägt. Durch den Dreißigjährigen Krieg wurde ganz Mitteleuropa in eine bis dahin nicht gekannte Krise gestürzt, in deren Ausgang sich Herrscher wie Ernst der Fromme bemühten den damals bekannten Teil des Rennsteiges in seinem weiteren Verlauf nach Osten und Westen hin zu erforschen, um ihn gegebenenfalls für militärische Zwecke zu nutzen, bestand doch durch ihn eine relativ schnelle Verbindung auf dem Kamm des Thüringer Waldes von West nach Ost oder in umgekehrter Richtung, ideal für Truppenbewegungen.

Herzog Ernst der Fromme von Sachsen-Coburg-Gotha lebte vom 25.12.1601 bis zum 26.03.1675 (Repro: archiv-rüger)

Das Gothaer Schloss  Friedenstein war seine Residenz (Repro: archiv-rüger)

Im Jahre 1649 lässt Herzog Ernst auf dem Inselsberg, der damals noch als der höchste Berg Thüringens angesehen wurde, ein Steinhaus für seine herzoglichen Jagdbediensteten errichten (Repro: archiv-rüger)

So sandte Herzog Ernst um die Mitte des 17. Jahrhunderts berittene Forstleute aus, den Weg vom "Hessischen" bis hinüber nach "Eger" zu erkunden und zu beschreiben.

Instruktion von Herzog Ernst vom 24. August 1654 zur Bereitung des Rennsteiges bis nach Böhmen hin (Repro: archiv-rüger)

Auszug aus dem Rennsteigriss von Forstmeister David Schmid aus dem Jahre 1666 (Repro: archiv-rüger)

Hier finden wir Ansätze einer weitreichenden Beschreibung des Höhenweges Rennsteig. Eine Handkarte wurde von den Forstbeamten an Herzog Ernst übergeben (s. oben).

Durch den Tod von Herzog Ernst am 26. März 1675 kam es verstärkt zu Auseinander-setzungen unter seinen Erben. Diese Erbstreitigkeiten waren auch der Grund dafür, dass es in Folge zur Neusetzung von zahlreichen Grenzsteinen am Rennsteig, dort wo er auf ca. 80 km Grenze war, kam.

 

Der Ernestinische Gesamtbesitz, bemerkenswert sind die Erbteilungen nach dem Tod von Herzog Ernst, hier farblich markiert (Repro: archiv-rüger)

 

18. Jahrhundert

1703

Christian Juncker, ein Universalgelehrter des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts, beschreibt den Rennsteig im wesentlichen in dem Verlauf, der heute bekannt ist. Jedoch weichen die beiden Endpunkte vom Verlauf ab, wie er gegenwärig begangen wird.

Stich von Christian Juncker aus dem Jahre 1702 (Repro: archiv-rüger)

"Ehre der gefürsteten Graffschafft Henneberg". Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt: Hessesche Collectaneen. A VIII 6a Nr.15. Abschrift. (Repro: archiv-rüger)

In seiner Handschrift aus dem Jahre 1703 "Ehre der gefürsteten Graffschafft Henneberg" beschribt er den Rennsteig, anhand von Auskünften von Zeitzeugen, wie Martin Nees, der im Auftrag von Herzog Ernst dem Frommen den Weg erkundet hatte. Juncker selbst war wahrscheinlich nie selbst auf dem Rennsteig unterwegs.

"...Damit man aber den Rennsteig nicht verfehlen möge, welcher zuweilen in Holzwege und Hauptstraßen eintritt, mit ihnen auch dann und wann ein Stück Weges fortgehet, ferner aber auch wiederum abweichet, so ist, wie mich der Fst. S.-Hildb. Oberförster... zu Unter-Neubrunn, Herr Martin Nees, belehret hat, der mehrere Teile des Rennsteigs von Hessen aus bis ans Hochgräflich- Reußische mit hohen gehauenen Sandsteinen besetzet, und stehet allzeit ein Stein diesseits zur rechten, forthin der andere zur linken Hand, auf jeder Seite aber des Landesherren Wappen und die Jahreszahl. Wo aber Malbäume mitunter stehen, sind solche mit einem Kreuz X und drei Hieben auf diese Art durchgehend bemerket..."

Im Verlaufe des 18. Jahrhunderts wurden am Rennsteig eine Vielzahl von Grenzsteinen gesetzt. Das war erforderlich, da es aufgrund des Todes früherer Regenten, wie Herzog Ernst dem Frommen von Sachsen-Coburg-Gotha, zu Erbauseinandersetzungen unter seinen Nachfahren über die Aufteilung der Ländereien kam. Uneins war man sich auch mit den Herrschern der benachbarten Kleinstaaten, wie Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß und der hessischen Herrschaft Schmalkalden. Schon im frühen 18. Jahrhundert wurden so viele neue Grenzsteine gesetzt, dass man eine Unterscheidung nach beschreibenden Merkmalen nicht mehr aufrecht halten konnte. Ab der zweiten Dekade des 18. Jahrhunderts begann man die Grenzsteine fortlaufend zu nummerieren.
Die Ästhetik der Grenzsteine wurde zunehmend von barocken Elementen geprägt. Die filigrane Wappendarstellung besonders auf den sächsischen und schwarzburgischen Grenzsteinen, wurde so in der Zukunft nie wieder erreicht. Eine Häufung solcher Wappensteine findet man auf dem Rennsteigabschnitt zwischen Igelshieb und dem Großen Dreiherrenstein zwischen Neustadt am Rennsteig und Allzunah. In der Tat hätte dieser Abschnitt die Bezeichnung "Schönwappenweg" verdient und nicht der Rennsteigabschnitt bei Lehesten, auf welchem nach der Vergabe des Namens ohnehin nur 4 Wappensteine standen.

     
Der Grenzstein Nr. 167 von 1728 trennte das Herzogtum Sachsen-Meiningen (linke Ansicht) vom Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt (rechte Ansicht). Der Grenzstein steht zwischen
Alsbach und Siegmundsburg

    
Dreiherrensteine stehen am gemeinsamen Schnittpunkt dreier Herrschaftsbereiche. Hier der ehemalige Dreiherrenstein "Am Saarzipfel" bei Siegmundsburg von 1733. Er trennte einst
die sächsischen Herzogtümer Sachsen-Coburg und Sachsen-Hildburghausen vom Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt. Leider wurde er wegen Erbsteitigkeiten erst nach einem
kaiserlichen Erlass im Jahre 1735 gesetzt, was auch durch Urkunden belegt ist. Zu diesem Zeitpunkt war der Grenzstein jedoch kein Dreiherrenstein mehr, da das Herzogtum Sachsen-
Hildburghausen und Teile des Herzogtums Sachsen-Coburg dem Herzogtum Sachsen-Meiningen zugeteilt wurden.

Stein Nr. 93 am Fuße der Hohen Heide bei Masserberg