Rennsteig/Thüringen

Das weiße R, auch "Mareile" nach der Wirtstochter des Waldhauses Weidmannsheil in der Gemarkung Ludwigsstadt benannt, ist das bekannte Markenzeichen des legendären Höhenwanderweges, der nachweislich im Jahre 1330 das erste Mal in einer Urkunde erwähnt wurde.

Für weiterführende Informationen besuchen Sie bitte auch meine Seite:

www.rennsteig-rueger.de

 

Lokalisierung

Wir sprechen hier vom Rennsteig des Thüringer Waldes. Er wird auch "Plänckner-Rennsteig" genannt, weil ihn der Gothaer Offizier Julius von Plänckner im Jahre 1829 erstmals in dem Verlauf erwandert haben soll, der auch heute noch in den wesentlichen Punkten mit der damaligen Wanderung identisch ist. Im Jahre 1830 fertigte Plänckner eine Beschreibung des Weges an.

Julius von Plänckner, Sachsen-Coburg-Gothaer Offizier (Foto: archiv-rüger)

Der Weg, so wie ihn Plänckner beschrieben hat, erstreckt sich im Osten von der Ortschaft Blankenstein (Mitte des Flusses Selbitz) bis zur Ortschaft Hörschel im Westen von Thüringen an das Ufer der Werra von Südost nach Nordwest. Plänckner war somit Pionier der modernen Rennsteigforschung. Viele der nachfolgenden Untersuchungen basierten auf seinen Erkenntnissen.

 

 

Lage des Plänckner-Rennsteiges in Deutschland (Grafik modifiziert: archiv-rüger, 101489_Pixabay)

 

Übersichtskarte des Rennsteiges nach der Neuvermessung 2002/2003 (Grafik: archiv-rüger)

Die Höhenlage des Weges beläuft sich zwischen 196 m ü.NHN bis 973 m ü. NHN:

  • Blankenstein 415 m ü. NHN, niedrigster Punkt
  • Großer Beerberg (nicht Gipfel): 973 m ü.NHN, höchster Punkt
  • Hörschel 196 m ü. NHN, niedrigster Punkt

 

Wegelänge

Die zunächst ermittelte Wegelänge betrug 168,3 km. Nach einer offiziellen Neuvermessung des Weges in den Jahren 2002 und 2003 durch Mitarbeiter des damaligen Thüringer Landesvermessungsamtes (Katasteramt Neuhaus am Rennweg) und MItgliedern des Thüringer Rennsteigvereins e.V. beträgt die aktuelle Länge nunmehr 169 km, 293 m und 77 cm, oder 169,3 km. Die Längenänderung resultiert aus der Urbanisierung der Rennsteigregion. Durch die Entwicklung der Anliegergemeinden und den Bau von Verkehrswegen machten sich Umverlegungen des Weges erforderlich, so dass daraus die neue Länge resultierte.

Bilder von der Rennsteigvermessung, oben: am Rollkopf bei Neuhaus am Rennweg, Grenzstein 82, unten: der letzte Messpunkt, damals an der Treppe zur Werra in Hörschel am 22.09.2003 (Bilder: archiv-rüger)

Der Rennsteig des Thüringer- und auch des Frankenwaldes verläuft durch die beiden Bun-desländer, Bayern und Thüringen.

  • Freistaat Bayern: 14,8 Kilometer
  • Freistaat Thüringen: 154,5 Kilometer

Von der Gesamtlänge von 169,3 Kilometer verlaufen:

  • 121, 5 Kilometer auf dem Originalweg, wie ihn Julius von Plänckner bestimmt hat
  • 47,8 Kilometer auf einer veränderten Wegeführung

Nur ca. 20 km des Wegeverlaufes sind unbefestigt,  wie man es von einem Wanderweg erwartet. Der restliche Verlauf wurde in irgendeiner Art und Weise befestigt. Die Variationen reichen dabei von Hackstreu bis hin zu betonierten Abschnitten. Besonders bemerkenswert ist, dass fast der komplette Verlauf durch das Gebiet des Freistaates Bayern asphaltiert wurde, eine der wichtigsten und unschönen Gründe, warum der Fernwanderweg Rennsteig nicht die Voraussetzungen erfüllt, um die Zertifizierung als Qualitäts- oder Premium-wanderweg zu erhalten.

Ca. 80 Kilometer des Rennsteiges waren ehemalige Landes- und Ämtergrenzen zwischen den benachbarten Hoheitsgebeiten von Fürsten- und Herzogtümern.

Die Länge des zu DDR-Zeiten wanderbaren  Weges betrug 116,0 KIlometer vom Winter-sportehrenmal bei Ernstthal bis zum Vachaer Stein bei Eisenach.

Der Mittelpunkt des Rennsteiges befindet sich zwischen den Grenzsteinen 2 und 3 in Richtung Neustadt am Rennsteig nach dem Großen Dreiherrenstein. Er ist mit einer Tafel und einer Vermessungsmarke gekennzeichnet.

 

Ortschaften am Weg

Der Plänckner-Rennsteig verläuft besonders in seiner östlichen Hälfte durch zahlreiche Ortschaften oder tangiert diese.

Ortschaften, durch die der Rennsteig verläuft:

  • Blankenstein
  • Kießlich
  • Schlegel
  • Rodacherbrunn
  • Brennersgrün
  • Steinbach am Wald
  • Spechtsbrunn
  • Ernstthal
  • Neuhaus am Rennweg
  • Limbach
  • Masserberg
  • Kahlert/ Neustadt am Rennsteig
  • Allzunah
  • Clausberg
  • Hörschel

Ortschaften, die der Rennsteig tangiert:

  • Grumbach
  • Kleintettau/ Schildwiese
  • Steinheid
  • Siegmundsburg
  • Friedrichshöhe
  • Schmiedefeld am Rennsteig/Bahnhof Rennsteig
  • Oberhof
  • Rangenhof

Einzelgehöfte und Wustungen am Rennsteig:

  • Ziegelhütte
  • Waldhaus Weidmannsheil (Wustung)
  • Schildwiese/ Zollhaus
  • Kalte Küche
  • Laubeshütte (Wustung)
  • Bernhardsthal
  • Glücksthal (Wustung)
  • Habichtsbach (Wustung)
  • Eselsberg
  • Schwalbenhauptwiese
  • Großer Dreiherrenstein
  • Schmücke
  • Neue Ausspanne
  • Ebertswiese
  • Heuberghaus
  • Trockenberg
  • Kleiner Inselsberg
  • Großer Inselsberg
  • Waldschänke Großer Weißenberg
  • Glasbach (Wustung)
  • Schillerbuche
  • Auerhahn
  • Ruhlaer Häuschen (Wustung)
  • Ascherbrück
  • Hohe Sonne

 

Kurze Geschichte

Vor 1330

Der Weg existierte in Teilabschnitten bereits vor seiner Ersterwähnung im Jahre 1330. Diese Tatsache beweist die Urkunde von 1330 (folgend) selbst, da in ihr der Weg an mehreren Stellen namentlich erwähnt wurde. Deshalb gehe ich davon aus, dass der Rennsteig in der Urkunde seinen Namen nicht "verliehen" bekam, sondern zum Zeitpunkt seiner Erwähnung schon bekannt war. Eine frühere Urkunde konnte noch nicht gefunden werden.

Zahlreiche teils prähistorische Funde belegen, dass das Rennsteiggebiet bereits vor unserer Zeitrechnung  besiedelt wurde.

 

14. Jahrhundert

10. August 1330

Ersterwähnung des Rennsteiges in einer Urkunde zum Verkauf des Frankensteinischen Wildbannes. Die Benennung als "rinnestic" oder "rynnestic" erfolgte für einen Teilabschnitt des heutigen Weges im westlichen Bereich.

Urkunde aus dem Hauptstaatsarchiv Weimar  von 1330. (Urkunden Staatsarchiv. 1330 August 10.)

 

16. Jahrhundert

1513

Vermarkung der Landesgrenze zwischen den Herzögen von Sachsen und dem Bistum von Bamberg am heutigen Schönwappenweg. Es werden insgesamt 20 sogenannte Kurfürsten-steine gesetzt, von denen heute noch 3 Steine vorhanden sind. Einer davon, mit der Nummer 656, steht am Rennsteig.

Kurfürstenstein 656, sächsische Seite, vollständige Inschrift: von gotts gnade fridrich churfürst vn has gbruder herezoche zv sacssen 1513 (Bild: archiv-rüger),

Kurfürstenstein 656, Bamberger Seite, vollständige Inschrift: georg vo gotts gnade 1513 bischove zu Bamberg (Bild: archiv-rüger)

 

Vertrag zur Steinsetzung von 1513, Staatsarchiv Bamberg. Rep. A86, Lade 353. Nr.148. Seite 1 und 2 (Repro: archiv-rüger)

Protokoll zur Steinsetzung von 1513, Auszug, Staatsarchiv Bamberg. Rep. A86. Lade 352. Nr. 148. (Repro: archiv-rüger)

1535

Eine Urkunde aus dem Staatsarchiv Coburg belegt, dass der Name Rennsteig zum beginnenden 16. Jahrhundert bereits weit östlicher vom Großen Dreiherrenstein bekannt war, als bisher vermutet wurde.

Staatsarchiv Coburg: LA D 741. 1535 (Repro: archiv-rüger)

In dieser Urkunde wird der Name "Rennsteigk" für ein Gebiet genannt, das auch als "Kleine Heide" bekannt ist und sich im heutigen Neuhaus am Rennweg befindet.

 

 17. Jahrhundert

Das 17. Jahrhundert am Rennsteig war vom Dreißigjährigen Krieg und vom Leben und Wirken des Gothaer Herzogs Ernst dem Frommen geprägt. Durch den Dreißigjährigen Krieg wurde ganz Mitteleuropa in eine bis dahin nicht gekannte Krise gestürzt, in deren Ausgang sich Herrscher wie Ernst der Fromme bemühten den damals bekannten Teil des Rennsteiges in seinem weiteren Verlauf nach Osten und Westen hin zu erforschen, um ihn gegebenenfalls für militärische Zwecke zu nutzen, bestand doch durch ihn eine relativ schnelle Verbindung auf dem Kamm des Thüringer Waldes von West nach Ost oder in umgekehrter Richtung, ideal für Truppenbewegungen.

Herzog Ernst der Fromme von Sachsen-Coburg-Gotha lebte vom 25.12.1601 bis zum 26.03.1675 (Repro: archiv-rüger)

Das Gothaer Schloss  Friedenstein war seine Residenz (Repro: archiv-rüger)

Im Jahre 1649 lässt Herzog Ernst auf dem Inselsberg, der damals noch als der höchste Berg Thüringens angesehen wurde, ein Steinhaus für seine herzoglichen Jagdbediensteten errichten (Repro: archiv-rüger)

So sandte Herzog Ernst um die Mitte des 17. Jahrhunderts berittene Forstleute aus, den Weg vom "Hessischen" bis hinüber nach "Eger" zu erkunden und zu beschreiben.

Instruktion von Herzog Ernst vom 24. August 1654 zur Bereitung des Rennsteiges bis nach Böhmen hin (Repro: archiv-rüger)

Auszug aus dem Rennsteigriss von Forstmeister David Schmid aus dem Jahre 1666 (Repro: archiv-rüger)

Hier finden wir Ansätze einer weitreichenden Beschreibung des Höhenweges Rennsteig. Eine Handkarte wurde von den Forstbeamten an Herzog Ernst übergeben (s. oben).

Durch den Tod von Herzog Ernst am 26. März 1675 kam es verstärkt zu Auseinander-setzungen unter seinen Erben. Diese Erbstreitigkeiten waren auch der Grund dafür, dass es in Folge zur Neusetzung von zahlreichen Grenzsteinen am Rennsteig, dort wo er auf ca. 80 km Grenze war, kam.

 

Der Ernestinische Gesamtbesitz, bemerkenswert sind die Erbteilungen nach dem Tod von Herzog Ernst, hier farblich markiert (Repro: archiv-rüger)

 

18. Jahrhundert

1703

Christian Juncker, ein Universalgelehrter des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts, beschreibt den Rennsteig im wesentlichen in dem Verlauf, der heute bekannt ist. Jedoch weichen die beiden Endpunkte vom Verlauf ab, wie er gegenwärig begangen wird.

Stich von Christian Juncker aus dem Jahre 1702 (Repro: archiv-rüger)

"Ehre der gefürsteten Graffschafft Henneberg". Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt: Hessesche Collectaneen. A VIII 6a Nr.15. Abschrift. (Repro: archiv-rüger)

In seiner Handschrift aus dem Jahre 1703 "Ehre der gefürsteten Graffschafft Henneberg" beschribt er den Rennsteig, anhand von Auskünften von Zeitzeugen, wie Martin Nees, der im Auftrag von Herzog Ernst dem Frommen den Weg erkundet hatte. Juncker selbst war wahrscheinlich nie selbst auf dem Rennsteig unterwegs.

"...Damit man aber den Rennsteig nicht verfehlen möge, welcher zuweilen in Holzwege und Hauptstraßen eintritt, mit ihnen auch dann und wann ein Stück Weges fortgehet, ferner aber auch wiederum abweichet, so ist, wie mich der Fst. S.-Hildb. Oberförster... zu Unter-Neubrunn, Herr Martin Nees, belehret hat, der mehrere Teile des Rennsteigs von Hessen aus bis ans Hochgräflich- Reußische mit hohen gehauenen Sandsteinen besetzet, und stehet allzeit ein Stein diesseits zur rechten, forthin der andere zur linken Hand, auf jeder Seite aber des Landesherren Wappen und die Jahreszahl. Wo aber Malbäume mitunter stehen, sind solche mit einem Kreuz X und drei Hieben auf diese Art durchgehend bemerket..."